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Warum elektrisch Heizen?
Die Idee elektrischen Strom zum Heizen zu nutzen ist schon ein paar Jahre alt. Und obwohl es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Argumente gegen diese Form des Heizens gab, ist das Thema trotzdem aktueller denn je. Man beachte nur mal das Angebot an Heizgeräten die aus Fernost in hiesigen Verkaufsstellen veräußert werden. Des Weiteren erlebe ich regelmäßig Fachsimpeleien und Disskussionen bezüglich dieses Themas, weil es an irgendeiner Stelle in den Medien oder der Politik erwähnt wurde.
Der größte Boom im Bereich des elektrischen Heizens fand in Deutschland um die 1950er bis 1960er Jahre statt. Jeder kennt sie oder hat zumindest schonmal davon gehört: die Nachtspeicherheizung. Diese Öfen wurden damals als Alternative zu Kohle- und Ölöfen angeboten und fanden in den ländlichen Regionen, in denen die Versorgung an Brennstoffen nicht optimal war ihren Einzug. Und die Energieversorger konnten mit diesen Heizungen ihre Auslastung von den Grundlastkraftwerken sichern. Diese Öfen haben nämlich in den Abend- und Nachtstunden Strom bezogen um die innenliegenden Speichersteine aufzuheizen. Bei der Recherche bin ich unter anderem auf Geräte gestoßen, die eine Heizleistung von 4 Kilowatt hatten und bis zu 8 Stunden die Speichersteine „aufgeladen“ haben. Somit kam im Extremfall ein Verbrauch von 32 Kilowattstunden pro Tag zustande.
Aufgrund der steigenden Preise und des Einsatzes von Asbest als Dämmstoff in diesen Heizungen, war die Nachtspeicherheizung nicht zukunftsfähig. Und sie ist nach heutigen Faktoren ein Energiefresser par excellence. Aber ist deswegen das Thema vom Tisch?
Anscheinend nicht! Aufmerksam auf Elektroheizungen als alternative Heizmethode bin ich in 2019 durch eine Werbeanzeige der Fa. WIBO CLIMATEC GmbH auf Instagram geworden. Die in Hamburg ansässige Firma zeichnet sich durch eine lange Firmengeschichte und Fertigung vor Ort aus und die angebotenen Produkte machen einen hochwertigen Eindruck und wollen Designtechnisch punkten. Dort wurde unter anderem damit geworben, dass ihre Heizung nur 12 Minuten pro Heizstunde aktiv heizt. Mir hatte damals der Elektroofen mit der Flammenspielnachbildung sehr gut gefallen. Ein Verkaufsgespräch mit einem Vertreter hat mich dann aber nicht überzeugt, allerdings ging mir das Thema seitdem nicht mehr aus dem Kopf.
Ist elektrisch heizen sinnvoll? Einige Vor- und Nachteile
Was gibt es denn für Vor- und Nachteile beim elektrisch Heizen? Dazu sei gesagt, dass ich mich bis zu dem Zeitpunkt nur mit elektrischen Konvektions-, Infrarotheizungen und Heizgebläsen beschäftigt habe. Natürlich gibt es heute deutlich mehr Alternativen, auf die ich aber in einem späteren Beitrag eingehen möchte.
Kommen wir zu den Vorteilen:
- Das Gerät an sich besitzt einen Wirkungsgrad von nahezu 100%. Der gesamte Strom, der durch die Heizstäbe fließt wird 1:1 in Wärme umgesetzt. Es gibt somit ganz wenig bis keine Verluste die anderweitig entstehen und dem gewünschten Nutzen entgegenstehen.
- Die Installation gestaltet sich unkomplizierter als bei anderen Heizarten und -geräten. Dies kann sowohl für zentrale als auch für dezentrale Geräte, wie in diesem Fall ein Infrarotheizgerät mit Schutzkontaktstecker, geltend gemacht werden. Die Installation muss nicht frostgeschützt erfolgen, solange kein Wasser als Transportmedium verwendet wird, und bietet so mehr Möglichkeiten.
- Die Anschaffungskosten sind im Vergleich zu anderen Heizungen identisch, der Markt bietet viele Möglichkeiten für unterschiedliche Geldbeutelgrößen.
Es gibt natürlich auch Nachteile:
- Da steht zum einen der Strompreis der für den Betrieb solcher Heizungen entrichtet werden muss. Nimmt man als Beispiel eine Heizung mit einer Leistung von 1000 Watt, dann verbraucht dieses bei permanentem Heizbetrieb in einer Stunde 1 Kilowattstunde. Würde diese 30 Cent kosten, gehen Stunde für Stunde 30 Cent in Heizleistung über. Das ist eine Menge vor allem wenn man zum Beispiel den Preis pro Kilowattstunde von Gas vergleicht. Dieser liegt bei ca. 7 Cent pro Kilowattstunde. Der Unterschied wiegt einiges.
- Die Hausverteilung muss unter Umständen entsprechend der angewandten Heizleistung angepasst werden. Es ist kein Problem ein oder zwei Heizgeräte mit um die 2000 Watt anzuschließen und zu betreiben. Werden es aber mehr oder es wird eine zentrale Lösung mit Leistungen jenseits der 12 kW angestrebt, muss dies beim Energieversorger angemeldet werden und die Hauptverteilung dementsprechend angepasst werden und die Hauptsicherung im Hausanschlusskasten muss erhöht werden und der neuen höheren Leistung standzuhalten. Das Prozedere kennt man beim Anschluss von elektrischen Durchlauferhitzern für Duschen zum Beispiel.
Der Selbstversuch
Da das Thema mich wie erwähnt seitdem beschäftigt, habe ich den Entschluss gefasst selber Erfahrungen damit zu sammeln und auf die ein oder andere Erkenntnis und Verbesserung zu stoßen. Daher fange ich klein an mit einem Selbstversuch und einer dezentralen Heizung im Bereich 1000 bis 2000 Watt um meine Bestandsinstallation nicht abändern zu müssen. Da ich mich sowieso gerade in der Sanierung unseres Hauses befinde, können bei späteren Experimenten die Leistungen mit einbezogen werden in der Installation.
Also was wird für einen Selbstversuch benötigt? Zum einen benötige ich eine Raum in dem man realistisch testen kann mit einer Elektroheizung zu heizen. Zum anderen benötige ich ein Heizgerät welches von der Leistung ausreichend dimensioniert ist, um den Raum schnell und unkompliziert aufzuheizen. Es sollte aber auch eine Wärme erzeugen, die ich als angenehm empfinde. Da ich auch bei der Wasserheizung von Konvektionsheizkörpern auf Strahlungswärmeheizkörper umgestiegen bin, sollten diese Eigenschaften auch von der Elektroheizung erfüllt werden. Somit war ein Infrarot Heizkörper die richtige Wahl. Die Wärmeverteilung über Strahlung bringt den Vorteil, dass die Wärme als angenehmer empfunden wird. Es findet keine Umwälzung der Raumluft statt und die dadurch einhergehende Fusskälte ist nicht so stark vorhanden.
Entschieden habe ich mich für das Wärmewellen-Heizgerät Clima 15 TLS der Marke ewt. Der Preis lag bei entspannten 108,11€ und bietet eine Heizleistung von 1500 Watt. Bei der Bemessung habe ich mich an den groben Werten orientiert die man für diverse Bauarten im Internet so findet. Für ungedämmte Altbauten wird als Bemessung von Heizleistungen 150 Watt pro m2 empfohlen. Da mein Testraum 3 mal 3,50 Meter misst, sind 1500 Watt perfekt geeignet. Er ist nicht vollständig ungedämmt aber auch nicht nach modernen Maßnahmen energetisch Saniert. Es ist ein Raum im Erdgeschoss ohne Unterkellerung und die Decke ist mit Dämmung versehen, da darüber direkt die Dachkammer kommt. Daher halte ich den Wert von 150 Watt pro m2 für angemessen.
Das Heizgerät verfügt über drei Heizstufen: 500 Watt, 1000 Watt und die vollen 1500 Watt. Ich werde es für den Versuch auf der vollsten Stufe betreiben, da das Heizgerät auch über einen Temperaturregler verfügt. Das Temperaturziel liegt bei 17° – 18° Grad, da der Raum von mir als Schlafzimmer genutzt wird.
Um den Verbrauch zu Erfassen und auch zeitlich darstellen zu können habe ich mich für den W-Lan Schalter von Shelly, den Shelly 1PM, entschieden. Dieser hat eine integrierte Leistungs- und Verbrauchsmessung. Außerdem bietet er für spätere Maßnahmen die Möglichkeit die Ansteuerung der Heizung über das eingebaute Relais zu übernehmen, falls eine externe Regelung zum greifen kommt. Der Shelly könnte direkt in die UP-Dose noch vor der Steckdose montiert werden, ich habe mich aber für eine Zwischenlösung entschieden um flexibler zu sein. Das Ergebnis bleibt dasselbe.
Die Konstellation ist seit dem 19. Oktober 2021 in Betrieb, auf die gewünschte Raumtemperatur von 17° Grad eingestellt und zeichnet fleißig auf. Ob der Regler nachgeregelt werden muss wenn die Außentemperaturen sinken wird sich zeigen.
Ich lassen den Raum jetzt erstmal elektrisch heizen und der Shelly 1PM zeichnet die Verbräuche fleißig auf und ich denke, dass ich in einem Monat das erste Zwischenfazit geben kann. Ich bin übrigens darauf angewiesen, den Raum elektrisch heizen zu müssen, da er aktuelle über keine andere Heizung verfügt. Dies war im Sommer kein Problem aber so langsam wird es frisch.
Quellen
- Wikipedia - NachtspeicherheizungOpens in a new tab
Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
Sehr toll geschrieben. Weiter so.
Hallo Ann-Christin,
vielen Dank!
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