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Ready2plugin – Was steckt hinter dem Hype?

Seit einiger Zeit kursiert im Netz und in den sozialen Medien ein Hype um ein System, dass es einem ermöglichen soll mittels Steckersolargeräten (Balkonkraftwerk) bis zu 1800 Watt normkonform und ohne Elektriker und Zählertausch an einer normalen Haushaltssteckdose und Installation zu betreiben. Die Rede ist von ready2plugin der Firma indielux GmbH. Was dahinter steckt und ob die Versprechen mit denen geworben wird eingehalten werden können, möchte ich in einer objektiven Betrachtung einmal herausfinden. Den Link zum Hersteller gibts hier: https://www.ready2plugin.com/

Was steckt dahinter?

Bei dem ready2plugin System handelt es sich laut Hersteller um ein Regelsystem, dass es dem Nutzer ermöglicht Konform zu den Gesetzen und Normen mehr als nur die in der VDE festgelegten 600 Watt Einspeiseleistung anzuschließen. Laut Hersteller sollen 1800 Watt möglich sein und es soll eine Lücke geschlossen werden, um auf der einen Seite den Einsatz eines Elektrikers zu verhindern und auf der anderen Seite die Installation für Überlastung zu schützen (siehe dazu auch meinen Artikel).

Wie in der VDE AR-N 4105 schon herauszulesen ist, wissen auch die Entwickler des ready2plugin Systems um mögliche Überlastungs-Szenarien und die Gefahren die damit einhergehen. Daher hat man sich entschlossen ein System zu entwickeln, dass eben genau solch ein Szenario verhindern soll. Dabei bezieht sich der Hersteller auf die VDE V 0100-551-1 (auf der Internetseite wird zwar auf die DIN VDE 0100-551 verwiesen, gemeint ist aber mit Sicherheit die Vornorm). Dort wird nämlich neben dem Installationscheck auf Leistungsreserven und dem Austausch des LS-Schalters, alternativ auf eine andere Methode verwiesen. Das Schutzziel kann auch durch eine „sichere Kommunikation“ zwischen dem Erzeuger (Balkonkraftwerk) und der Schutzeinrichtung (LS-Schalter) erreicht werden. Dabei muss diese sichere Kommunikation verhindern, dass die zulässige Strombelastbarkeit der Leitung durch den Erzeuger überschritten wird.

Hier möchte sich das ready2plugin System einklinken. Es soll nämlich das Bindeglied in dieser „sicheren Kommunikation“ darstellen und Einfluss auf die Erzeugerleistung nehmen.

Balkonkraftwerk

Wie funktioniert das Ganze?

Die Magie dahinter ist gar nicht so kompliziert wie man es zuerst vermutet. Voraussetzung ist eine Smart-Home Installation mit einer Leistungsmessung oder Stromsensor in der Unterverteilung. Diese wird mit dem ready2plugin System mittels W-LAN gekoppelt. Der ready2plugin Einspeisewächter befindet sich zwischen dem Wechselrichter und der Steckdose in der eingespeist werden soll. Und hier gibt es nun zwei Möglichkeiten wie das ready2plugin System Einfluss auf die Einspeiseleistung des Wechselrichters nimmt: 1. der Wechselrichter verfügt über eine Modbus-Schnittstelle, über die der Einspeisewächter mit dem Wechselrichter kommuniziert und die Leistungsreduzierung vorgibt. Oder 2. wird der ready2plugin Einspeisewächter in die DC-Seite der Solarmodule geschaltet und beschneidet mittels einer Puls-Weiten-Modulation die DC Leistung am Eingang des Wechselrichters.

Diese Regelung arbeitet im Zusammenhang mit den Werten, die der Stromsensor oder die Smart-Home Zentrale über die W-LAN Verbindung liefern. Es soll nun durch diesen Verbund zum einen eine Überlastung der Leitung verhindert werden. Zum anderen soll die erzeugte Leistung so gesteuert werden, dass ein Rückwärts drehen des Stromzählers nicht mehr vorkommt. Also beides Punkte die bisher den Einsatz eines Elektrikers erforderten.

Ganz ohne Elektriker wird es wohl nicht gehen.

Soweit so gut. Als Voraussetzung für den Betrieb bedarf es einer Smart-Home Zentrale, die das Netzwerkprotokoll MQTT unterstützt oder ein Stromsensor, wobei nach aktuellem Stand nur der Shelly 3EM unterstützt wird. Sofern eines von beidem nicht vorhanden ist, muss dies nachgerüstet werden. Hierfür wird dann aber die Zuarbeit eines Elektrikers nötig. In meinem privaten Umfeld ist mir nur ein Wohnhaus bekannt, dass Smart-Home fähig ist und kompatibel wäre. Ich gehe mal davon aus, dass bei den wenigsten die Voraussetzung für die Kommunikation und den Betrieb des ready2plugin bereits vorhanden sein wird. Der Einbau der Stromsensoren erfolgt in den meisten Fällen in der Hauptverteilung. Ohne einen Elektriker sollte dieser Einbau also auf gar keinen Fall stattfinden.

Des Weiteren erschließt sich mir nicht ganz wie das System speziell auf dem Leitungsstrang, an dem es angeschlossen ist, eine Überlast erkennt, da der Stromsensor in der Hauptverteilung die Summe aller Ströme die in die Wohnung/das Haus fließen übermittelt. Würde der Stromsensor direkt in der Leitung verbaut werden, in der auch Eingespeist wird, dann mag der Schutz gegen Überlastung funktionieren. Dann funktioniert aber die Nulleinspeisung nicht mehr korrekt, da auf dieser Phase auch andere Abgänge sind, die dann nicht mehr über den Sensor erfasst werden. Außerdem sind mir beim recherchieren Zweifel aufgekommen, ob ein W-LAN Verbindung wirklich als eine nach VDE definierte „sichere Kommunikation“ angesehen werden kann.

Zum Thema Schuko-Stecker bleibt nur: N/A-Schutz ist kein Personenschutz! Sobald in der VDE steht, dass der N/A-Schutz auch für den Personenschutz zugelassen ist, bin ich bereit das zu akzeptieren.

Fazit

Die Idee dahinter ist durchaus berechtigt und hat viel Potential für weitere Entwicklungen. Allem voran sollte aber die strikte Einhaltung der Schutzziele stehen. Ein System zu entwicklen, dass einen einfachen Anschluss ermöglicht und mit wenig bürokratischen Kauderwelsch und ohne handwerkliche Umbaumaßnahmen in Betrieb genommen werden kann, klingt sehr vielversprechend. Allerdings wird es ganz ohne leider nicht gehen. Ich stimme dahingehend zu, dass einige Regeln, gerade bürokratischer Natur, sehr schwer nachzuvollziehen sind und den Anschein erwecken genau das Gegenteil erreichen zu wollen. Aber auch in Zukunft muss es zum Schutz und Interesse der Allgemeinheit technische Regeln geben, die im Zweifelsfall durch eine Fachkraft geprüft werden sollten, um Schadensfälle auf eine Minimum zu reduzieren.

Ich wünsche den Herrschaften von ready2plugin auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg und freue mich schon auf weitere Neuigkeiten und Entwicklungen.

Vielen Dank das du meinen Beitrag gelesen hast. wenn er dir gefallen hat oder du Anregungen hast, würde ich mich über einen Kommentar und das Teilen auf den sozialen Netzwerken freuen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Alfons Mayrhuber

    Gelten diese Regelungen auch für Österreich?

    1. Das ist eine sehr gute Frage! Ich habe nichts gefunden, dass dagegen sprechen würde. Zumal Östereich, im Vergleich zu Deutschland, das Thema Balkonkraftwerk im Allgemeinen etwas entspannter sieht.
      Gruß Lars von myblogexperience.de

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Alfons Mayrhuber

    Gelten diese Regelungen auch für Österreich?

    1. Das ist eine sehr gute Frage! Ich habe nichts gefunden, dass dagegen sprechen würde. Zumal Östereich, im Vergleich zu Deutschland, das Thema Balkonkraftwerk im Allgemeinen etwas entspannter sieht.
      Gruß Lars von myblogexperience.de

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